Magen-Darm-Gesundheit beim Hund

Ein chinesisches Sprichwort sagt: „Im Zentrum, im Darm, liegt das Leben.“ Wie gut oder wie schlecht unser Wohlbefinden ist, hängt im wahrsten Sinne des Wortes von unserer Körpermitte ab. Das heißt: Von unserer Verdauung. Diese Metapher lässt sich ebenso auf unsere vierbeinigen Familienmitglieder übertragen und ist auch rein medizinisch betrachtet weit mehr als nur ein Bild im übertragenen Sinne. Handelt es sich um einen harmlosen Magen-Darm-Infekt, einen von Natur aus empfindlichen Magen oder ist es ein Befall von Darmparasiten, der Magen-Darm-Beschwerden verursacht? Handelt es sich bei Darmparasiten um Würmer oder Giardien, was sowohl in der Prävention als auch in der Behandlung einen Unterschied macht? Was sind die Symptome? Auf der Suche nach Tipps zur Magen-Darm-Gesundheit bei Hunden findet man nicht nur bei Google entsprechende Suchbegriffe auf den vorderen Plätzen. Auch beim Tierarzt und bei den Tierheilpraktikern werden Empfehlungen bei Magen-Darm-Erkrankungen zunehmend nachgefragt. In der Naturheilkunde treibt die Hundehalter insbesondere die Frage nach natürlichen Entwurmungsmitteln und einer natürlichen Behandlung der Gastritis um. Im Folgenden tauchen wir tiefer in das komplexe Thema Magen-Darm-Gesundheit ein.

Gastritis beim Hund

Gastritis beim Hund kommt häufiger vor als man denkt. Die Symptome sind nicht immer eindeutig und können leicht mit anderen Krankheitsbildern verwechselt werden. Zudem unterscheidet man zwischen einer akuten und chronischen Gastritis, deren Verlauf und Symptome sich stark voneinander unterscheiden können. Im Folgenden haben wir die häufigsten Symptome einer Gastritis beim Hund zusammengefasst und stellen Lösungsansätze vor.

Unterschied zwischen akuter und chronischer Gastritis

In der Anamnese geht dem chronischen Krankheitsbild häufig eine akute Gastritis voraus. Diese akute Form wird grundsätzlich tierärztlich versorgt, da aggressives Gras fressen, wiederholtes Erbrechen (nicht selten mit Blutbeimengungen), Futterverweigerung und schlechtes Allgemeinbefinden eine schnelle symptomatische Behandlung durch den Tierarzt erfordern. Der Magenschutz mit sogenannten Protonenpumpenhemmern oder Sucralfat, möglicherweise in Kombination mit einem Schmerzmittel und eine entsprechende Diät oder Schonkost lassen in der Regel schnell Besserung erkennen.

Die chronische Form der Gastritis entwickelt sich häufig schleichend über mehrere Wochen oder gar Monate. Sie ist deutlich schwieriger zu erkennen, da die Symptome im Gegensatz zur akuten Gastritis klinisch unauffälliger ablaufen. Dieser in der Regel mit Gewichtsverlust, wechselndem Appetit, intermittierenden Durchfällen und morgendlichem Erbrechen als eines der Leitsymptome verbundene Form der Gastritis liegt eine Sekretionsstörung der Magenschleimhaut zu Grunde. Sie führt deutlich seltener zu Erbrechen und verläuft häufig unbemerkt bis unterschwellig. In vielen Fällen stellen Herrchen und Frauchen lediglich ein etwas herabgesetztes Allgemeinbefinden fest. Regelmäßiges, aber deutlich weniger aggressives Gras oder Erde fressen runden das klinische Bild oft ab.

Was kann man gegen Gastritis beim Hund tun?

Ein kurzfristig sehr gut wirksames und hochverträgliches Phytotherapeutikum zum Magenschutz ist in diesem Zusammenhang die Ulmenrinde. Auch zu finden unter der englischen Bezeichnung „Slippery elm“, wird der Rinde der nordamerikanischen Rotulme nachgesagt, eine schützende Schicht auf den Schleimhäuten des Verdauungstraktes zu bilden. Das kann zur Linderung von Entzündungen und Irritationen beitragen.

Weiterhin ist aus Erfahrung in der Pflanzenheilkunde bekannt, dass Kamille, Pfefferminze, Melisse und insbesondere Süßholz unterstützend und beruhigend auf die gereizten Schleimhäute wirken können. Zu den sogenannten „Schleimbildern“ zählen in diesem Zusammenhang die Eibischwurzel und Malvenblätter.

Für eine vollständige und nachhaltige Genesung sollte in jedem Fall mittel- bis langfristig eine ursächliche Therapie erfolgen. Die Ursachen reichen von Stress über Futtermittelunverträglichen, unerwünschte Wirkungen von Medikamenten und bakteriellen Erregern bis hin zu Endoparasiten.

Ursachen für Kot- und Grasfressen beim Hund

Die Ursachen für das Kotfressen beim Hund werden kontrovers diskutiert. Die Erörterung der Frage, ob es sich bei der aktiven Suche und Aufnahme von Kot um Hinterlassenschaften anderer Tiere oder von Menschen handelt, kann hier im Sinne der der folgenden potenziellen Ursachen für die sogenannte Koprophagie wichtige Hinweise liefern:

  • Verhaltensbedingtes Kot fressen (Aufmerksamkeitsdefizit, Stress, Revierverhalten)
  • Mangel an Nährstoffen (nutritiv oder organisch bedingt)
  • Lockstoffe, Aromastoffe und Geschmacksverstärker die sich in Restmengen im Kot befinden
  • Störungen im Säure-Basen-Haushalt und der Darmflora

Wenn wir davon ausgehen, dass sich unsere Vierbeiner noch deutlich ausgeprägtere Instinkte erhalten haben als wir Menschen, dann handelt es sich auf den zweiten Blick um ein natürliches Verhalten, um das Überleben zu sichern. Unsere Hunde versuchen demnach, wenn wir verhaltensbedingte Ursachen außen vorlassen, Nährstoffdefizite auszugleichen und sich möglicherweise mit gesundheitsfördernden Bakterien zu versorgen, die in bestimmten Grenzen auch labormedizinisch im Kot nachweisbar sind. Auch das Erdreich und das Gras am Wegesrand enthalten aus dieser Perspektive betrachtet eine Fülle an wichtigen und zum Teil essenziellen Mikronährstoffen.

Darmflora beim Hund

Hier ist in Fachkreisen in den letzten Jahren eine interessante Diskussion entbrannt. Im Grunde besteht in der klassischen Medizin, in der Naturheilkunde aber auch bei vielen Hundehaltern Konsens darüber, dass alle Säugetiere über eine eigene Darmflora, auch Mikrobiom genannt, verfügen. Diese Darmflora unserer Hunde, bei der davon ausgegangen wird, dass sie über 500 verschiedene Spezies umfasst, hat einen wissenschaftlich bewiesenen Einfluss auf die Verdauungsleistung, die Aufnahme von Nährstoffen und das Immunsystem. Es ist sogar bekannt, dass einige Bakterien in der Lage sind, bestimmte Vitamine zu synthetisieren, wirksame Substanzen zur Abwehr von Fremdkeimen, Pilzen und Parasiten zu produzieren sowie an der der Bildung von Immunzellen und Aminosäuren beteiligt sind. Letztere bilden auch die Ausgangsbasis für sogenannte Glückshormone wie Serotonin oder Dopamin, die viele hormonelle Regelkreise beeinflussen.

Teile dieser Bakterienflora, in der Bifidobacterium spp., Lactobacillus spp. und Enterococcus spp. zu den prominentesten Vertretern gehören, werden mittlerweile regelmäßig nach Antibiotika-Gaben in Form von Futterergänzungsmitteln supplementiert. Man spricht hier von sogenannten Probiotika. Die meisten aktuell verfügbaren Präparate enthalten mehr oder weniger Stämme aus der Gruppe der Milchsäurebakterien.

Davon abzugrenzen sind die sogenannten Präbiotika. Das aus dem lateinischen stammende „prä“, welches mit „vor, voran, voraus“ übersetzt wird, gibt uns einen Hinweis darauf, dass es sich um sogenannte Ballaststoffe handelt. Diese Präbiotika dienen nützlichen Darmbakterien als Nahrung und sorgen bei entsprechender Verfügbarkeit dafür, dass sich die Bestände von innen heraus entwickeln und die Darmgesundheit damit natürlich gefördert wird.

Zu den bekannten und empfehlenswerten, ballaststoffhaltigen Futterergänzungen eignen sich unter anderem Akazienfaser, Flohsamenschalen oder Topinambur. Häufig finden sich auch Bezeichnungen wie Inulin – ein pflanzlicher Kohlenhydratreservestoff – oder Fructooliogosaccharide (FOS) in den Zusammensetzungen entsprechender Präparate, die in Ihrer Funktion als Mehrfachzucker ebenfalls als Futter für die nützlichen Darmbakterien fungieren. Eine Kombination aus Prä- und Probiotika wird in diesem Zusammenhang Symbiotikum genannt.

Für eine nachhaltige Darmsanierung beim Hund gilt es, nach einer eingehenden Diagnostik und Anamnese zunächst die Ursachen zu eliminieren. Im zweiten Schritt werden dann entsprechende Pro- und Präbiotika sowie weitere Mikro- und Makronährstoffe individuell zugeführt, damit sich das physiologische Gleichgewicht einstellen kann. Der französische Chemiker Louis Pasteur soll es treffend beschrieben haben: „Die Mikrobe ist nichts, das Milieu ist alles.“

Entwurmung und Darmparasiten

Mögliche Symptome für einen Wurm- oder Giardienbefall können sein:

  • Analer Juckreiz und „Schlittenfahren“
  • Erbrechen
  • Durchfall mit oder ohne Schleim- und Blutbeimengungen
  • Mangelerscheinungen (Parasiten sind auch Nahrungskonkurrenten)
  • Appetit- und Gewichtsverlust
  • Haut- und Fellprobleme

Eine gesunde Darmflora und ein funktionierendes Organ- und Schleimhautsystem machen den gesamten Verdauungstrakt weniger anfällig für Parasiten und andere krankmachende Erreger. Ein widerstandsfähiges Darmmilieu kann erfahrungsgemäß unter anderem durch die im Kokosöl enthaltene Laurinsäure sowie Futterergänzungsmittel mit Thymian, Oregano und Nelke durch eine kurweise Gabe begünstigt werden. Inwieweit dieses sich über Jahrhunderte entwickelte körpereigene Abwehrsystem vor Endoparasiten schützt, und wie oft eine schulmedizinische Entwurmung angezeigt ist? Die Wahrheit liegt wohl wie so häufig in der Mitte. Es gibt sehr unterschiedliche Meinungen, und die Frage ob, auf welche Weise und wie oft jeder einzelne Vierbeiner entwurmt werden muss, sollte immer eine individuelle Entscheidung sein. Eine pauschale Vorgehensweise für alle Vierbeiner wird den Lebensumständen (Stadthund oder Jagdhund, Vorerkrankungen, Alter, …) und dem damit verbundenen Infektionsdruck und – risiko nicht gerecht.

Entwurmungsmittel enthalten hochwirksame Neurotoxine (= Nervengifte), z.B. Fenbendazol, Milbemycin oder Praziquantel. Sie sind für den Großteil der ungebetenen Parasiten tödlich, für unsere Vierbeiner in jedem Fall eine Belastung. Diese Substanzen müssen über das Organsystem (u. a. Leber, Niere, Darm) abgebaut und ausgeschieden werden.

Regelmäßige Kotproben (ca. alle drei Monate) auf Parasiten sind grundsätzliche eine sinnvolle und seriöse Maßnahme, um Entwurmungen und Belastungen auf ein Minimum zu reduzieren. Diese Vorgehensweise gilt offiziell als medizinisch korrekt.

Eine negative Kotprobe ist jedoch keine Garantie oder Beweis dafür, dass unser Vierbeiner frei von Würmern oder Giardien und deren Eiern oder Zysten ist. Sie sind schlicht und ergreifend nicht in jeder Kotprobe nachweisbar, man spricht von einer intermittierenden Ausscheidung. Durch die sinnvolle und meistens praktizierte Sammelprobe über drei Tage erhöhen wir die Trefferwahrscheinlichkeit. Auch die sogenannte Präpatenz, also die Zeitdauer von der Aufnahme der infektiösen Parasiten-Stadien bis zum Auftreten von ersten Eiern oder Larven im Kot, muss hier berücksichtigt werden.

Über die natürliche und schulmedizinische Prävention und Abwehr von Darmparasiten gibt es auf allen Seiten Argumente. Hier gilt es die Vor -und Nachteile abzuwägen, die individuelle Lebenssituation und die Haltungsbedingungen zu berücksichtigen und die richtige Entscheidung im Sinne der Gesundheit Ihres Vierbeiners zu treffen.

Versuchen Sie in jedem Fall die Magen- und Darmgesundheit Ihres Hundes natürlich zu stärken. Durch eine natürliche und ausgewogene Ernährung, eine artgerechte und stressfreie Haltung und der regelmäßigen prophylaktischen Gabe von Futterergänzungsmitteln können Sie das gesamte Verdauungs- und Immunsystem im täglichen Umgang mit Parasiten, Giardien und anderen Erregern unterstützen.
Für eine individuelle Empfehlung stehen Ihnen der Tierarzt oder Tierheilpraktiker Ihres Vertrauens mit Rat und Tat zur Seite.

Vergessen Sie nicht: Ein gesunder Organismus ist ein schlechter Lebensraum für Parasiten!

Ein Beitrag von Tierheilpraktiker Karsten Höhne in Kooperation mit Lakefields.

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