Was ist gutes Hundefutter?

Diese Frage ist wahrscheinlich allgegenwärtig in den Köpfen von Hundebesitzern vorhanden.
Liebe geht ja bekanntlich durch den Magen, weshalb Herrchen und Frauchen natürlich nur das beste Futter für ihren vierbeinigen Liebling möchten. In der Unsicherheit etwas falsch zu machen, schlagen wir uns also mehr oder weniger alle gemeinsam durch die riesigen Abteilungen im Futterfachhandel oder in den Onlineshops. Jeder Anbieter verspricht „nur die besten Zutaten“, „hochwertige Rohstoffe“ und ein „von Experten“ entwickeltes Futter. Grundsätzlich hat ausnahmslos jedes am Markt verfügbare Futter auf eine Art und Weise seine Berechtigung. Die Frage ist schlicht: Wie qualitativ hochwertig und natürlich möchte ich meinen Vierbeiner ernähren? Und bei der richtigen Fütterung sollte in jedem Fall die individuelle Verdauungsleistung, die Lebensumstände und der Gesundheitszustand unserer Hunde berücksichtigt werden. Als Hundebesitzer sollte man deshalb in der Lage sein, die richtigen Fragen zu stellen, zu recherchieren und die Inhaltsangaben der Hersteller lesen zu können. Dann findet man auch sicherlich das richtige Futter und die beste Fütterung für den eignen Vierbeiner.

Welche Hundefutterarten gibt es?
Die Frage nach den Hundefutterarten lässt eine Einteilung nach vielen verschiedenen und nahezu unendlichen Kriterien zu: Art der Konsistenz (Trockenfutter oder Nassfutter), nach den Inhaltsstoffen (z. B. getreidefrei) oder im weitesten Sinne auch nach medizinischen Gesichtspunkten (Diätfutter, sensitiv, gastrointestinal, hypoallergen, Senior…). Um es nicht zu kompliziert werden zu lassen, beschränken wir uns im Folgenden auf das Wesentliche aus der Praxis. Weniger ist hier am Anfang mehr.
Die zwei Hauptfutterarten sind also:

  • Trockenfutter (extrudiert / kaltgepresst / gebacken)
  • Nassfutter (Dosenfutter)

(Die BARF-Fütterung würde den Rahmen sprengen und hat eine eigene Bühne verdient.)

Doch wo sind jetzt die Unterschiede, welche Vor- und Nachteile bieten die unterschiedlichen Fütterungsarten? Dies schauen wir uns nun genauer an.

Extrudiertes Trockenfutter
Wie die Bezeichnung vermuten lässt, handelt es sich hier um ein Futter mit einem niedrigen Gehalt an Feuchtigkeit. Der Gehalt liegt bei den meisten Trockenfuttersorten im Bereich von 8-12 %. Bei der Herstellung werden alle Zutaten stark erhitzt und mit hohem Druck und ggf. Wasserdampf in die gewünschte Pellet-Form gepresst. Laut Wikipedia werden bei dieser Verfahrenstechnik „plastisch verformbare bis dickflüssige Massen unter Druck kontinuierlich aus einer formgebenden Öffnung (auch Kalibrierung, Düse, Matrize oder Mundstück genannt) herausgepresst. Die geformte Masse wird als Extrudat bezeichnet und härtet in der Regel beim Austritt aus der Öffnung des Werkzeugs durch Abkühlung oder chemische Reaktion aus.“ (1) Durch diese hohen Temperaturen und den hohen Druck können wichtige Nährstoffe zerstört werden, die dann wiederum in Form von synthetischen Zusatzstoffen in Verbindung mit Fetten hinzugefügt und aufgesprüht werden. Ein häufiges Argument für die Zugabe von diesen „ernährungsphysiologischen Zusatzstoffen“ besteht in der Tatsache, dass Trockenfutter (abhängig von der Qualität der Rohstoffe und des Herstellungsverfahrens) den Bedarf an allen lebenswichtigen Nährstoffen auf Dauer nicht decken kann. Hier stellt sich aus naturheilkundlicher Sicht die Frage: Inwieweit sind synthetische Zusatzstoffe für den Hundekörper bioverfügbar? Vor diesem Hintergrund sei die Möglichkeit einer Fehldosierung nur am Rande genannt.

Kaltgepresstes oder gebackenes Trockenfutter
Auch dieses Trockenfutter weist in der Regel einen Feuchtigkeitsgehalt von 8-12 % auf. Der große Unterschied zum extrudierten Trockenfutter besteht im Herstellungsverfahren.

Bei der Kaltpressung gibt es zwei Arten, wie die Futtermasse hergestellt wird. Bei der ersten Art werden frische Komponenten, wie Fleisch, Obst und Gemüse mit gemahlenen Ausgangsstoffen zu einer Futtermasse vermengt und dann im Backofen gebacken, wodurch die Masse 50-70% an Feuchtigkeit verliert. Bei der zweiten Art werden alle Ausgangsstoffe gemahlen, zu einer Futtermasse vermischt und im Anschluss getrocknet. Diese Futtermasse wird anschließend mit Wasser besprüht, so dass sich der klebrige Brei durch das Hindurchdrücken durch eine Matrize in Pelletform bringen lässt.

Die Verarbeitungstemperaturen liegen deutlich unter denen des extrudierten Trockenfutters (70 – 110 Grad), sodass alle Nährstoffe weitgehend erhalten bleiben. Im Regelfall werden keine weiteren Zusatzstoffe oder Fette hinzugefügt. Diese sind dann entsprechend in natürlicher Form zu ergänzen. Ein großer Unterschied besteht nun darin, dass kaltgepresstes und gebackenes Trockenfutter im Magen des Hundes nicht aufquillt, sich schnell auflöst und sich damit schonender verdauen lässt.

Nassfutter oder Trockenfutter?
Nassfutter weist einen Feuchtigkeitsgehalt von 60 – 85% auf und ist somit nicht nur besser verdaulich, sondern hat auf Dauer viele gesundheitliche Vorteile. Die Nassfütterung kommt dem Beutetierschema und der Physiologie, also den normalen Lebensvorgängen des Hundes entsprechend, grundsätzlich am nächsten. Trockenfutter entzieht dem Körper für den Verdauungsprozess Flüssigkeit, die im Körper für weitere Stoffwechselprozesse benötigt wird. Angesichts der Annahme, dass ein Hund die drei- bis vierfache Menge an Wasser benötigt, um den trocknen Nahrungsbrei zu verdauen, sind potenzielle Schädigung innerer Organe auf Dauer in Betracht zu ziehen. Inwieweit unsere Hunde in der Lage sind, genug Flüssigkeit „nachzutrinken“ ist umstritten. In dieser Diskussion ist meiner Ansicht nach auch zwischen extrudiertem und kaltgepresstem Trockenfutter zu unterscheiden. Letzteres lässt sich neben der besseren Verdaulichkeit aufgrund des Herstellungsprozesses in kurzer Zeit und problemlos vor der Fütterung in Wasser einweichen.
In jedem Fall liegt es an den Lebensumständen und in der Verantwortung eines jeden Besitzers zu entscheiden, welche Art der Fütterung die individuell Beste ist. So gibt es selbstverständlich auch Hunde, bei denen eine Nassfütterung kontraindiziert ist. Zudem bedeutet für manche Halter, je nach Größe und Anzahl der Hunde, die Anschaffung von Nassfutter in Dosen eine logistische Herausforderung. Auch diese Hunde können bei insgesamt entsprechenden Haltungsbedingungen ein erfülltes Leben führen und gesund alt werden. Denn neben der Frage, ob Trockenfutter oder Nassfutter passender für den eigenen Hund ist, sollte vor allem die Frage nach der Qualität der verwendeten Rohstoffe ein zentraler Aspekt sein, um ein gesundes Hundeleben zu ermöglichen.

Zusammensetzung eines guten Hundefutters
Dass unsere Haushunde vom Wolf abstammen, gilt heutzutage als unumstritten. Während der Domestikationsphase haben sich unsere Haushunde selbstverständlich auch genetisch verändert. Nicht nur in Bezug auf sein Verhalten, sondern eben auch in den Ernährungsgewohnheiten und in der Fähigkeit, bestimmte Nährstoffe verdauen zu können.
So geht man davon aus, dass unsere Hunde als domestizierte Wölfe sich zum Teil an die Verdauung von Kohlenhydraten in Form von Stärke und Getreide angepasst haben. Womit wir bei der Zusammensetzung eines gesunden Hundefutters angelangt sind. Die Zusammensetzung eines guten Futters sollte sich daher an der natürlichen Zusammensetzung eines Beutetiers orientieren:

  • 70 – 80 % tierische Zutaten (Muskelfleisch, Magen / Pansen, Innereien & Knochen)
  • 20 -30 % pflanzliche Inhaltsstoffe

Etwas komplizierter wird es bei gesundheitlichen Einschränkungen, Vorerkrankungen oder Allergien. Hier sollte selbstverständlich ein individueller Futterplan erstellt werden. Das Wichtigste bei der Verwendung von Fertigfutter, ist neben der oben genannten groben Orientierung in der Zusammensetzung, die Qualität und damit auch die Bioverfügbarkeit der enthaltenen Nährstoffe. Die Bioverfügbarkeit ist eine Bezeichnung dafür, wie gut Lebensmittel und die enthaltenen Nährstoffe vom Körper verwertet werden können.

Wo finde ich Informationen über die Zusammensetzung?
Informationen über die Zusammensetzung finden sich auf der Verpackung des entsprechenden Wunschfutters. Die Hersteller sind grundsätzlich verpflichtet, die Inhaltsstoffe und die Analysedaten auf der Verpackung anzugeben. Diese Angaben lassen jedoch nur begrenzt Rückschlüsse auf die Qualität der verwendeten Rohstoffe zu. Dazu müssen wir zunächst die offene und die geschlossene Deklaration unterscheiden.

Geschlossene Deklaration
Die Inhaltsstoffe werden hierbei in Sammelbegriffen zusammengefasst. Es erfolgen keine Prozentangaben. Es ist jedoch davon auszugehen, dass die Zutaten in absteigender Reihenfolge nach Gewicht angegeben sind. Der Hersteller legt bei der geschlossenen Deklaration in der Regel nicht alle Inhaltsstoffe offen, was unter bestimmten Bedingungen laut Rechtsvorschriften für die Herstellung und das Inverkehrbringen von Futtermitteln zulässig ist. Insbesondere Konservierungsstoffe oder Antioxidantien müssen nur angegeben werden, sofern bestimme Grenzwerte gesetzlich vorgeschrieben sind.

Offene Deklaration
Die Inhaltsstoffe werden in Einzelbegriffen genannt. Es erfolgt eine prozentuale Angabe der Inhaltsstoffe und der Hersteller garantiert freiwillig, dass alle verwendeten und zugesetzten Inhaltsstoffe aufgelistet sind. Das ist insbesondere für Allergiker oder sensible Hunde ein wichtiges Argument. Was bedeutet das jetzt konkret?

Werfen wir zunächst einen Blick in den „Leitfaden zur Kennzeichnung von Alleinfuttermitteln und Mischfuttermitteln“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft:

  • Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse
    „Alle Fleischanteile geschlachteter warmblütiger Landtiere, frisch oder durch ein geeignetes Verfahren haltbar gemacht sowie alle Erzeugnisse und Nebenerzeugnisse aus der Verarbeitung von Tierkörpern oder Teilen von Tierkörpern warmblütiger Landtiere.“ (2)
    Tierische Nebenerzeugnisse sind nicht pauschal als negativ zu bewerten, da es sich laut Definition auch um hochwertige Innereien handeln kann. Daher ist hierbei zwingend darauf zu achten, dass diese einzeln aufgelistet sind. Sind diese nicht ersichtlich, so besteht die Möglichkeit direkt beim Futterhersteller anzufragen, um welche Art von Nebenerzeugnissen es sich in welcher Prozentzahl handelt. Das schafft Transparenz.
  • Pflanzliche Nebenerzeugnisse
    „Nebenerzeugnisse aus der Aufarbeitung pflanzlicher Erzeugnisse, insbesondere Getreide, Gemüse, Hülsenfrüchte, Ölfrüchte.“ (2)
    Pflanzliche Nebenerzeugnisse stammen also aus der Aufarbeitung von pflanzlichen Erzeugnissen, z. B. Pressrückstände. Beispiele dafür sind Melasse und Rübentrockenschnitzel.
  • Fleischmehl und Tiermehl
    Hinter dem Begriff „Fleischmehl“ verbirgt sich getrocknetes und zu Mehl verarbeitetes Fleisch ohne Nebenerzeugnisse. Dieses wird entsprechend in Form gepresst.
    Beispiel: Geflügelfleischmehl
    In dem Begriff Tiermehl taucht zumindest das Wort „Fleisch“ nicht auf. Schlussfolgernd finden hier alle Bestandteile des Tieres Verwendung, insbesondere die bereits genannten Nebenerzeugnisse.

Zusammenfassung
Für den durchschnittlichen Hundebesitzer ist es also nicht ganz einfach, das beste Futter für seinen Vierbeiner zu finden. Zu groß ist das Angebot am Markt, zu unterschiedlich die Herstellungsverfahren und zu unterschiedlich die Meinungen. Die Werbemaßnahmen der Hersteller sind, wie auch in anderen Lebensbereichen, professionell ausgestaltet. Damit ist im Alltag kaum eine objektive Entscheidung zu treffen. Am Ende des Tages sollte die Art der Fütterung und die Wahl des Futters so individuell sein, wie unsere Vierbeiner selbst. Für die Gesundheit Ihres Vierbeiners lohnt es sich, die Zeit für eine eigene Recherche zu nehmen, zu beobachten welches Futter dem eigenen Hund guttut und die individuellen Bedürfnisse zu berücksichtigen. Übernehmen Sie die Verantwortung für die Gesundheit Ihres Hundes.
Im übertragenen Sinne wusste schon Sebastian Kneipp: „Der Weg zur Gesundheit führt durch die Küche, nicht durch die Apotheke“.

Exkurs: Insektenfutter für den Hund
Einen wahren Hype erlebt offensichtlich Insektenfutter für Hunde. Es gilt als hypoallergen und sollte selbst die Eliminationsdiät mit exotischen, tierischen Proteinquellen wie beispielsweise Känguru keinen Erfolg bringen, häufig als letzter „Heilsbringer“ für alle vierbeinigen Patienten mit der Diagnose Futtermittelallergie. Bei den mittlerweile zahlreicher werdenden Angeboten auf dem Markt, die in der Regel auf der Basis von Hermetia illucens (schwarze Soldatenfliege) hergestellt werden, ist zunächst ein wichtiger Faktor zu berücksichtigen. Der Gehalt an Calcium und Phosphor von Hermetia hat naturbedingt ein anderes Verhältnis als das von Fleisch oder auch Fisch. Um das Calcium-Phosphor Verhältnis von 1,3:1 zu erreichen, welches als Status Quo gilt (3), wird von den meisten Herstellern durch entsprechende Zugabe von Calciumphosphat ein ausgewogenes Alleinfuttermittel angeboten. Sofern die Hersteller auf Zusatzstoffe verzichten, so wird dieses Futter nur als Ergänzungsfuttermittel deklariert sein.
Abgesehen von der Frage, ob der Verdauungstrakt unsere Omnivoren Insekten und das enthaltene Chitin effektiv verwerten kann, stellt sich die Frage nach der Qualität. Soweit bekannt ist, werden diese Insekten industriell auf sogenannten Insektenfarmen gezüchtet. Aus moralischer Sicht stellt sich, wie bei jedem anderen Nutztier auch, die Frage nach der Art der Aufzucht und den Haltungsbedingungen vor der Verarbeitung. Ebenso wichtig ist die Kenntnis über den Einsatz von möglichen Antibiotika, Bioziden und Hormonen während der Aufzucht. Belastbare Quellen und Informationen sowie langfristige Erfahrungswerte sind zum jetzigen Zeitpunkt nur sehr beschränkt verfügbar. Die Beantwortung dieser Fragen liegt im eigenen Ermessen. Ein entsprechendes Analyseergebnis, transparente Angaben zu den Aufzuchtbedingungen und Kenntnis über die Lieferketten des Futterherstellers kann hier für mehr Sicherheit und Transparenz sorgen.

Ein Beitrag von Tierheilpraktiker Karsten Höhne, in Kooperation mit Lakefields.

Quellen
(1) https://de.wikipedia.org/wiki/Extrusion_(Verfahrenstechnik) Zugriff am 27.01.2023
(2)https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/_Tiere/Futtermittel/Leitfaden-Kennzeichnung-
Futtermittel.pdf?__blob=publicationFile&v=2 Zugriff am 27.01.2023
(3)https://www.naturfutterlaedchen.eu/Fuer-das-Barfen Zugriff am 27.10.2022

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